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Türöffnungsseminar

Türöffnungsseminar

Von: T. Steidle

Am Samstag, den 22.11.2014, fand bei der Freiwilligen Feuerwehr Oberboihingen ein Türöffnungsseminar statt

Die Notwendigkeit für eine solche Veranstaltung ergibt sich daraus, dass die Zahl der Einsätze der Feuerwehren mit dieser Aufgabenstellung immer mehr zugenommen hat. Auch in Oberboihingen ist dieser Trend zu beobachten. Die Hilfe der Feuerwehr wird hier zum Beispiel in Anspruch genommen, wenn der Verdacht besteht, dass sich eine hilflose Person in einer Wohnung befindet, die die Tür nicht öffnen kann. Dies kann zum Beispiel nach einer plötzlichen Erkrankung oder einem Unfall der Fall sein. Der Rettungsdienst oder die Polizei können hier nicht tätig werden, da ihnen die technische Ausrüstung nicht zu Verfügung steht. Die Feuerwehren sind jedoch durch das Feuerwehrgesetz zur Hilfeleistung verpflichtet; dort steht wörtlich „die Feuerwehr hat zur Rettung von Menschen und Tieren aus lebensbedrohlichen Lagen technische Hilfe zu leisten“.

Als Ausbilder für diesen Tag konnte mit Michael Fischer aus Weiterstadt (bei Darmstadt), ein echter Spezialist auf diesem Gebiet, gewonnen werden. Nach einer Ausbildung zum Schreiner hat er sich zum Werkfeuerwehrtechniker weitergebildet und ist heute hauptberuflich bei der Werkfeuerwehr eines großen Pharmazie- und Chemieunternehmens tätig. Nebenbei betreibt er seit einigen Jahren einen Schlüsseldienst und bietet solche Seminare mehrmals im Jahr für Feuerwehren und Gewerbetreibende an.

Zu Beginn des Seminars beschäftigte man sich ausführlich mit den rechtlichen Grundlagen von Türöffnungseinsätzen. Fragestellungen zu den Grundrechten „Unverletzlichkeit der Wohnung“ oder „Freiheit der Person“ wurden beleuchtet. Auch auf die Bedingungen für die Amtshilfe für andere Behörden wie die Polizei oder das Ordnungsamt wurde eingegangen.

Dann wandte man sich dem Öffnen zugezogener oder zugefallener Eingangstüren zu. Diese lassen sich öffnen, ohne dass es zu Beschädigungen an der Tür oder dem Rahmen kommt. Mit einfachen Werkzeugen und dem Wissen wie diese einzusetzen sind, kann so eine Tür in Sekundenschnelle geöffnet werden. Daher muss dies durch die Feuerwehr immer zuerst versucht werden. Michael Fischer hatte für den Praxisteil eine ganze Reihe von Miniatur-Übungstüren in verschiedenen Bauarten mitgebracht, an denen die Teilnehmer sich die Fertigkeiten der zerstörungsfreien Türöffnung aneignen konnten. Auch verschiedenste Werkzeuge konnten ausprobiert werden, da die einzelnen Werkzeuge für die verschiedenen Türen unterschiedlich gut geeignet sind.

Auch verschlossene Zimmertüren mit Buntbartschlössern stellen nun kein Hindernis für die Oberboihinger Feuerwehr mehr dar. Mittels Bartdreher und Dietrich ist die Öffnung einer solchen Tür nur noch eine Sache von ein paar Sekunden.

Außerdem konnte die Vorgehensweise bei einem gekippten Fenster ausprobiert werden. Auch hier kann man mit einem einfachen Werkzeug schnell zum Ziel kommen: Das Fenster kann dann ganz geöffnet werden und dem Einstieg in die Wohnung dienen.

Nach der Mittagspause beschäftige man sich in der Theorie kurz mit dem Aufbau der verschiedenen Schlosssysteme. Ist die Tür verschlossen, bleibt der Feuerwehr nur noch das Einsteckschloss zu zerstören um die Tür öffnen zu können. Hierzu kann eine sogenannte Ziehglocke eingesetzt werden, mit der entweder der Kern des Schlosses oder der ganze Schließzylinder zerstört und aus dem Schlosskasten gezogen werden kann. Mit Hilfe eines einfachen Bauschlüssels lässt sich dann das Schloss und damit die Tür öffnen. Diese Methode kann bei allen gebräuchlichen Profilzylindern durchgeführt werden; anschließend muss nur der Zylinder ersetzt werden; es entsteht normalerweise kein weiterer Schaden. Auch hierfür hatte Michael Fischer verschiedene Übungsmodelle und eine Vielzahl von Schließzylindern mitgebracht, an denen die Teilnehmer in kleinen Gruppen das Vorgehen in der Praxis üben konnten.

Den Teilnehmern wurden jedoch auch die Grenzen dieser Methoden aufgezeigt. Sehr hochwertige Schließzylinder zum Beispiel verfügen über einen sogenannten Aufbohrschutz, der die zuvor beschriebene Methode scheitern lässt. Hier ist es wichtig, dass die Feuerwehr diese Elemente sofort erkennt und ohne weitere Verzögerung nach alternativen Wegen, wie zum Beispiel der Zerstörung eines Fensters, sucht um den Zugang zur Wohnung schnellstmöglich und mit möglichst geringem Schaden zu ermöglichen.

Bei der abschließenden Feedback-Runde gaben alle Teilnehmer wieder, dass sie von der Einfachheit und Schnelligkeit der vorgestellten Methoden sehr überrascht waren. Dem Seminarleiter Michael Fischer wurde für seinen interessanten Unterrichtsstil gedankt; auch die vielen Möglichkeiten zur praktischen Erprobung der in der Theorie vorgestellten Vorgehensweisen wurden sehr gelobt. So waren sich alle Teilnehmer einig, dass man in der Zukunft deutlich besser gerüstet an solche Einsätze herangehen kann.

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